23-Tag, 8. Mai 2023
- Philippe Selot

- 8. Mai 2023
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Aug.
Gorges du Dadès – Goulmima
Es gibt Tage, die vergisst man nie. Heute ist so ein Tag!
Nach einem schönen Abend, an dem das Hotelpersonal für die sechs anwesenden Gäste Musik gespielt hat, senkte sich die Nacht langsam über uns. Doch dann kam eine Gruppe Camper mit ihren Wohnmobilen an. Nachdem alle schon im Bett waren, holten einige von ihnen die Tamburine hervor, mit denen das Personal gespielt hatte, um weiter zu feiern... bis einen Mitarbeiter ihnen bestimmt sagte, sie sollen aufhören, es war schon nach Mitternacht!
Am Morgen, nach einem feinen Frühstück, machte ich mich auf den Weg nach Norden, dorthin, wo die Dadès-Schluchten enden. Nur wenige Touristen wagen sich so weit, denn die Strasse ist schlecht befahrbar. Und ich hatte nicht abgeschätzt, was mich erwarten würde. Am Vortag hatte ein heftiges Gewitter die Strasse in eine rutschige Matschbahn verwandelt, mit riesigen Wasserpfützen. Ich fuhr also vorsichtig, aber als ich sah, wie die Einheimischen, ohne zu zögern auf ihren Rollern durchfahren, traute ich mich auch.
Laut meinen Karten ist die RR704 nach Tilmi eine normale Strasse. Doch als ich Tilmi erreichte, kamen mir Zweifel: Mein GPS führte mich auf einen steinigen, steilen Pfad, auf dem grosse Felsen den Weg blockierten. Einheimische versicherten mir, dass ich richtig sei. Ich fuhr weiter, der Weg wurde immer schwieriger. An einer Weggabelung wurde das GPS verwirrt. Ich entschied mich für den scheinbar einfacheren linken Weg. Nach einigen anstrengenden Kilometern traf ich zwei Frauen auf Eseln, die mir signalisierten, dass es eine Sackgasse sei, ich hätte den anderen Weg nehmen müssen!
Also kehrte ich um und nahm diesmal den rechten Pfad. Der Aufstieg war steil und wirklich mühsam, doch ich begegnete einer Gruppe von drei Motorradfahrern, ein Zeichen, dass ich auf dem richtigen Weg war. Der Pfad stieg immer weiter an, und ich konzentrierte mich, um nicht wegzurutschen. Endlich erreichte ich den Gipfel, wo auch einige italienische Biker eine Pause machten, um sich von der Strapaze zu erholen.
Vor mir öffnete sich eine majestätische Landschaft (https://maps.app.goo.gl/jkCCN5qyRFfbeafz5). Die Strasse wurde besser, und ich konnte endlich entspannter fahren. Dann, wie ein Wunder, wurde die Strasse nach einer Kurve plötzlich perfekt: breit, gut geteert und nagelneu. Welch Erleichterung, welch Freude nach dieser Herausforderung! In über 40 Jahren Motorradfahren hatte ich noch nie so eine lange und schwierige Strecke erlebt. Meine Freude war riesig.
Ich erreichte Agoudal und begriff, dass dieser Bergweg tatsächlich die RR704 war und ich auf über 2800 Meter Höhe gefahren war! Ich bog rechts auf die RR703 ab, die weniger gut unterhalten ist, aber nach dem Erlebten erschien mir das fast wie eine Autobahn.
Kurz vor Tinghir erwartete mich ein letztes Highlight: die Todra-Schlucht (https://maps.app.goo.gl/sicBDXPFLNGRXPCV6). Sie ist kleiner und touristischer als die Dadès-Schlucht, aber dennoch beeindruckend.
Schliesslich erreichte ich die N10 und mein Ziel für den Tag, den Campingplatz Les Tamaris in Goulmima (https://maps.app.goo.gl/Ya39kiwBNjZ5FKpq9). Gegenüber war eine Autowaschanlage. Mein Motorrad, voll mit Schlamm, brauchte dringend eine Reinigung. Für kaum 3 CHF kam sie sauber wie neu zurück!
Hätte ich gewusst, was mich erwartet, hätte ich mich nie an diese Strecke gewagt… Heute Abend bin ich stolz auf mich! Es war das schönste Motorraderlebnis, das ich bisher hatte. Und ich muss es nochmals sagen: Mit meiner Africa Twin habe ich mich noch nie so sicher gefühlt. Sie hat diese Etappe mit Bravour gemeistert.
Heute fuhr ich 250 km in 5 Stunden und 53 Minuten und erreichte eine maximale Höhe von 2802 Metern.




































































































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