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27. Oktober 2024

  • Autorenbild: Philippe Selot
    Philippe Selot
  • 27. Okt. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 18. Aug.

Letzten Dienstag bin ich um 6 Uhr früh aufgewacht für meine letzte Antibiotikainfusion. Nach dem Frühstück, gegen 7:30 Uhr, kamen meine drei Ärzte zusammen mit einer Pflegefachperson, um den Verband an meiner Narbe zu wechseln. Die Narbe ist trocken, und die Nähte sind gut gemacht. Die Assistentin des Chirurgen, die normalerweise die Nähte setzt, legt grossen Wert auf das Aussehen der Narbe. Sie erklärt immer, dass die Narbe das einzige sichtbare Zeichen des Eingriffs sei und wenn die Narbe nicht schön aussieht, könne der Patient an der Qualität der Operation im Innern zweifeln.

 

Kurz darauf kamen eine Pflegefachperson und eine Assistentin, um meinen zentralen Venenkatheter im Hals zu entfernen. Er war mit einem Faden fixiert, den sie zuerst entfernen mussten, bevor der 17 cm lange Katheter gezogen werden konnte. Die Prozedur verursachte etwas Blutung, aber nach gutem Druckstillen hörte das Bluten auf und ein Verband wurde angelegt. Das Ganze ohne Schmerzen.

 

Nach der Dusche habe ich meine Sachen gepackt. Ich erhielt eine Liste mit den einzunehmenden Medikamenten sowie das Material, um den Verband selber zu wechseln. Danach habe ich mich vom sehr fürsorglichen und professionellen Personal verabschiedet. Man hat mich bis zur Rezeption begleitet, wo ich ein Taxi bestellt habe.

 

Auf dem Weg haben wir in der Apotheke in meinem Quartier haltgemacht. Seit dem Besitzerwechsel hat die Qualität stark nachgelassen: Das Personal ist wenig empathisch und wirkt unmotiviert. Da sie die Medikamente nicht vorrätig hatten, was angesichts der Menge nicht überrascht, mussten wir lange verhandeln, bis sie einer Lieferung nach Hause zustimmten, da wir nur eingeschränkt mobil sind. Ich musste Medikamente im Wert von über 1200 CHF kaufen: Antibiotika für etwa 12 Wochen (6 Tabletten täglich), Schmerzmittel, Entzündungshemmer, Blutverdünner... Das ist nicht wenig, aber das ist der Preis der Heilung.

 

Das Taxi setzte die Fahrt fort, und wir kamen bei meiner Mutter an. Von der Strasse bis zur Eingangstür gibt es mehrere Stufen, die ich mit meinen Krücken hochstieg. Danach folgen noch ein paar Stufen bis zu meinem Zimmer im ersten Stock. Ich werde hier bis Mitte November bleiben, bis meine Wohnung renoviert ist.

 

Dieses Haus gehörte meinen Grosseltern, und ich war als Kind oft hier. Ich verbinde viele schöne Erinnerungen damit. Als meine Eltern das Haus übernommen haben, lebte ich in den USA, daher habe ich nie mit ihnen hier gewohnt. Ich hatte aber immer ein Zimmer, das ich bei meinen Rückreisen in die Schweiz nutzte, sei es für Ferien oder Geschäftsreisen, da ich für die Niederlassung in New York arbeitete. Es ist komisch, nach all den Jahren nun hier zu leben, mit meiner Mutter. Zum Glück kümmert sie sich gut um mich, trotz ihren 94 Jahren.

 

Die Antibiotika wirken sedierend, und ich verbringe die meiste Zeit liegend. Ich soll mein Bein auch nicht belasten, deshalb ist Ruhe die beste Lösung. Um mich etwas zu beschäftigen, habe ich einen langen Text für meinen ehemaligen Arbeitgeber korrigiert. Ein Kollege aus Zürich, ebenfalls Motorradfahrer, kommt mich am Dienstag besuchen. Am Mittwoch werde ich meinen Chirurgen wiedersehen, der die Fäden zieht, den Verband wechselt und einen neuen Gips anlegt.

 

Heute Morgen habe ich meinen Verband selbst gewechselt. Er war trocken und nicht entzündet. Es ist nicht einfach, das allein zu machen, wenn man nicht genug Hände hat, aber am Schluss hat es gut geklappt. Sobald ich zurück in meiner Wohnung bin, kann mir Deniz helfen, er kennt sich mit solchen Pflegearbeiten aus.

 

ree


 
 
 

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