23. Juli 2023
- Philippe Selot

- 23. Juli 2023
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. Aug.
Meine erste Nachricht nach langer Zeit
Um dort weiterzumachen, wo ich aufgehört habe: Deniz’ Praktikum ist gut verlaufen, und er wird seine Ausbildung am 2. August im Victoria beginnen. Am nächsten Tag geht es für ihn nach Zürich zur Konzernzentrale von Tertianum für einen Einführungstag. Seine berufliche Ausbildung läuft also sehr gut.
Am Freitag, 14. Juli, hat mich René, mein Kollege und Motorradfahrer aus Köln, im Spital besucht. Er verbringt ein paar Tage in der Schweiz: zuerst in Bern, dann im Bündnerland für ein Open-Air-Festival. Er wohnt bei mir, ich habe ihm die Wohnungsschlüssel gegeben. René ist derjenige, den ich am 1. Juni in meinem Blog erwähnt habe, er hatte mir das Buch geschenkt, das mich zu meiner Australien-Motorradreise inspiriert hat.
Mein Chirurg hat bestätigt, dass ich das Spital am Sonntagvormittag verlassen kann. Die Antibiotika scheinen zu wirken, auch wenn die Nebenwirkungen nicht angenehm sind. Ich bin ständig müde und döse tagsüber, was meinen Nachtschlaf erschwert. Und bei dieser Sommerhitze, die nachts nicht abkühlt, ist schlafen ohnehin eine Herausforderung. Am Sonntagmorgen erhalte ich die letzte Antibiotikainfusion, bevor ich endlich nach Hause darf.
Am Samstag kam die Chefärztin, sie ist ebenfalls Motorradfahrerin und hat meinen Chirurgen bei den Operationen unterstützt, um mir den weiteren Behandlungsverlauf zu erklären. Sie begann mit dem Verbandswechsel. Die Wunde heilt nun gut, eine weitere Behandlung der Narbe ist nicht nötig. Ich muss die Antibiotika noch eine Woche als Tabletten nehmen und je nach Schmerz sechs weitere Medikamente, darunter ein Blutverdünner, der während der ganzen Zeit mit Gips getragen werden muss. Am 9. August habe ich einen Kontrolltermin beim Chirurgen.
Sie stellte mir drei Szenarien vor:
Das optimistischste: Der Gips wird entfernt und ich beginne mit der Physiotherapie. Das scheint aber eher unwahrscheinlich…
Ein realistischeres Szenario: Der Gips wird abgenommen, ich trage einen orthopädischen Schuh zur Stabilisierung des Sprunggelenks und beginne langsam zu laufen, ohne Trottinett. Das wäre ideal.
Und das gefürchtete Szenario: Eine weitere Operation, um die Schrauben und Platte wieder einzusetzen, die bei der letzten Operation entfernt wurden. Momentan ist das Sprunggelenk instabil, da keine Fixierung mehr vorhanden ist. Aber ihr Entfernen war für die Antibiotikabehandlung zwingend notwendig wegen der Staphylokokken Infektion.
Am letzten Sonntag durfte ich nach der letzten Antibiotikadosis endlich das Spital verlassen. Um 7 Uhr morgens wurde die Infusion angeschlossen, sie dauert immer mindestens zwei Stunden, danach entfernte man den Katheter, setzte eine Naht und einen Verband. Ich konnte duschen und meine Tasche packen. Nach einem herzlichen Dank an das stets freundliche und kompetente Pflegepersonal nahm ich ein Taxi nach Hause. Welch ein Glück, wieder zu Hause zu sein! René und Deniz warteten schon auf mich.
Am Abend schlug René vor, mein Auto zu fahren, damit wir essen gehen und etwas frische Luft schnappen konnten. Wir fuhren ins Restaurant Jägerheim (https://jaegerheim-belp.ch/) in Belp, nahe Bern. Der Garten dort ist wunderschön schattig. Kaum sassen wir, höre ich meinen Namen: Die HR-Leiterin meiner ehemaligen Firma sitzt mit ihrer Familie direkt nebenan. Sie liest meinen Blog und war sehr interessiert an meiner Situation, zumal sie Verwandte in Marokko hat. René bestellte Egli-Filets, ich ein Roastbeef, es tat so gut, nach dem Spitalaufenthalt mal wieder draussen zu essen!
Die erste Nacht zu Hause verlief gut, ohne Schmerzen. Ich entschied mich, keine Schmerzmittel zu nehmen. Die Ärztin hatte mir eine ausführliche Medikamentenliste verschrieben, die ich bei Bedarf nehmen kann, inklusive der Antibiotika-Tabletten. Am Montagmorgen begleitete mich René mit dem Trottinett zur Apotheke, um alles abzuholen. Am Nachmittag machte er eine Motorradtour mit seiner KTM 1290. Abends kochte er Pasta mit einer leckeren hausgemachten Bolognese-Sauce.
Am Dienstagmorgen besuchten wir meine Mutter. Mein Auto sollte zum Service, aber noch auf Winterreifen. Wir luden die Sommerreifen ein und brachten alles nach Hause. Ich hoffte, während Renés Aufenthalt einen Termin in der Garage 100 Meter von mir zu bekommen… leider hat sie zu wegen Ferien! Abends gingen wir in ein Pizzarestaurant im Quartier. Im Spital habe ich zwar gut gegessen, aber eine gute Pizza bleibt einfach unvergleichlich!
Am Mittwoch erhielt ich die Übersetzungen der Kundenzeitschrift meines ehemaligen Arbeitgebers. Ich überprüfe, dass die Übersetzung dem Firmenimage entspricht und die Fachterminologie korrekt ist. René machte in der Zwischenzeit eine Motorradtour. Abends gingen wir in ein Restaurant, das für seine Cordon Bleus bekannt ist. Die Portionen waren riesig, wir schafften kaum zwei Drittel. Den Rest nahmen wir im Doggy Bag mit!
Am Donnerstag verliess René Bern, um ins Bündnerland zum Festival zu fahren. Meine Wohnung war wieder ruhig, auch wenn ich seine Gesellschaft sehr genossen habe. René hat eine starke, extrovertierte Persönlichkeit, ist aber immer sehr sympathisch, und wir verstehen uns gut. Wir haben schon viele Reisen zusammen gemacht: mit dem Motorrad in Frankreich und Kroatien, Trekking in Indonesien, Zugreisen in Portugal, Ferien auf Malta, in Athen und Madeira. Und letztes Jahr das Highlight: eine lange Reise durch Lateinamerika und Patagonien.
Am Donnerstagnachmittag sprach ich mit meiner Anwältin über die Sache mit meiner Krankenkasse KPT. Sie rät mir, mit ernsten Schritten bis zum Ende der Behandlung zu warten. Ein gesamtheitliches Vorgehen ist wirksamer als viele einzelne Aktionen. Inzwischen hat KPT begonnen, die Transportkosten zwischen Zuhause und Spital zu bezahlen. Es scheint, meine beharrlichen E-Mails haben Wirkung gezeigt. Der Streit dreht sich jetzt um die Spitex-Unterstützung und die Lebenshaltungskosten während meiner Krankenhauszeit in Marokko.
Am Freitag machte ich mich wieder an die Übersetzungen. Das hält mich beschäftigt und verbindet mich mit der Firma, bei der ich fast 37 Jahre gearbeitet habe!
Gestern, Samstag, kam Deniz (er wohnt wieder bei meiner Mutter) und wir gingen einkaufen. Nach dem Spitalaufenthalt war der Kühlschrank ziemlich leer! Am Abend machte ich Wäsche.
Dieses Jahr hatte ich keine Zeit, mich um die Blumen auf meinem Balkon zu kümmern. Zum Glück hat Deniz Sonnenblumensamen und andere Blumen gepflanzt, die gut wachsen. Ein bisschen Leben und Farbe, das tut gut fürs Herz.














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