28. Mai 2023
- Philippe Selot

- 29. Mai 2023
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. Aug.
Ich bin jetzt seit vier Tagen wieder zu Hause. Erste Erkenntnis: Ohne meinen Trottinett wäre es unmöglich gewesen, hier zu bleiben. Krücken helfen zwar beim Gehen, aber eine Tasse Kaffee von der Küche ins Wohnzimmer zu tragen? Absolut unmöglich! Zweite Erkenntnis: Ohne Deniz’ Hilfe wäre alles viel mühsamer.
Aber wer ist Deniz?
Ich weiche kurz von meinem Reisebericht ab, um eine andere Geschichte zu erzählen, die von der Zeit, in der ich versuche, Menschen zu unterstützen, die Hilfe brauchen, und wie bereichernd das sein kann!
Vor fast vier Jahren habe ich Deniz zum ersten Mal über Amnesty getroffen. Er war aus dem türkischen Kurdistan geflohen und in der Schweiz angekommen. Nach sechs Monaten in einem Flüchtlingslager nahe Zürich wurde er ins Emmental nach Schafhausen verlegt. Eine wunderschöne Gegend, ja, aber das Lager... eine Schande für die Schweiz! Ich will hier nicht auf Details eingehen. Danach konnte er bei einer entfernten Verwandten in Bern wohnen, mit Unterstützung eines Psychiaters. Amnesty International betreut ebenfalls seinen Fall.
Dann kam COVID, und mit den Einschränkungen konnte ich nicht mehr arbeiten, keine Messen, keine Pressekonferenzen, nichts. Plötzlich hatte ich viel Zeit. So begann ich, Deniz bei seiner Integration in der Schweiz zu begleiten.
Priorität Nummer eins: die Sprache. Während seines Aufenthalts in den Lagern hatte er sich autodidaktisch Grundkenntnisse in Deutsch angeeignet, Niveau A1 und A2. Die von den Behörden angebotenen Kurse waren aus verschiedenen Gründen leider ineffektiv. Um Fortschritte zu machen, musste er eine Schule besuchen, aber ohne Geld war das unmöglich. Also schickten wir Dutzende von Spendenanfragen an kulturelle Organisationen, Unternehmen, Stiftungen usw. Ohne grosse Erfahrung hatte ich wenig Hoffnung. Doch unerwartet unterstützte das Magazin Der Beobachter grosszügig den grössten Teil seines B1-Kurses. Nach dem erfolgreichen Abschluss wechselte Deniz zum Niveau B2, doch die Finanzierung war wieder ein Problem.
Da unsere Strategie gut funktionierte, schickten wir weitere Anfragen und eine Luzerner Stiftung übernahm die Kosten für den B2-Kurs, den er ebenfalls mit Bravour absolvierte.
Aber Kurse alleine füllen die Tage nicht und reichen nicht aus, um eine Sprache wirklich zu beherrschen. Deniz wollte immer im Pflegebereich arbeiten. Mit seinem F-Ausweis (Flüchtlingsausweis) durfte er aber nicht arbeiten. Ich suchte also nach Praktikumsplätzen. Nach mehreren Bemühungen erhielt er vier Praktika: im Altersheim, im Tiefenau-Spital, bei der SPITEX (Hauspflegedienst) und in der Sonnenhof-Klinik, genau dort, wo ich vor kurzem zehn Tage verbracht habe!
Die Pflegewelt passt perfekt zu ihm, und er strebt klar eine Karriere in diesem Bereich an.
Wie es weitergeht, erzähle ich ein anderes Mal.




















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